Frühling und Wildkräuter – eine persönliche Geschichte zum Ehrentag des Unkrauts

Herz aus Wildkräutern

Während ich diese Zeilen zum Ehrentag des Unkrauts schreibe, lausche ich Vivaldis Frühling, dem ersten der vier Violinkonzerte, die den Jahresverlauf nicht schöner präsentieren können.

Ich höre das aufgeregte Durcheinander der Vögel, die zwitschern und verkünden: „Es geht wieder los, mach dich bereit“.

Und fühle den noch kühlen Wind, der hoffnungsvolle Gedanken und Gefühle in die Luft wirbelt, die aufs Neue versprechen: „Alles ist möglich, wenn du dich nur traust“

Und sehe die Blütenknospen, die ihre Zerbrechlichkeit zeigen und zart flüstern: „Auch du kannst deine Schönheit preisgeben, probiere es“.

Dieser Artikel ist mein Beitrag zur „Unkraut-Blogparade: Grüne Rebellen im Garten“ von Antje Müller. Deine Teilnahme ist bis zum 28. März möglich.

Warum ich den Frühling schätze

Neun Jahre habe ich mit meinem Mann im tropischen Norden Australiens, in Darwin, gelebt. Dort gibt es keine vier Jahreszeiten, nur die Regen- und die Trockenzeit. Eine verdammt lange Zeit ohne Frühling!

Damals war ein Tag normal, der schon um 8 Uhr eine Temperatur von 32 Grad und eine Luftfeuchte von 80 % hatte. Für mich als stark temperatur- und wetterfühliger Mensch eine Herausforderung. Manchmal schrie es dann emotional und down aus mir heraus: „What the … “!

Darum schätze ich es heute umso mehr, wieder in der gemäßigten Klimazone zu leben und bin dankbar, den Frühling mit seinen kühleren Temperaturen erleben und spüren zu dürfen. Aber vor allem gut gelaunt, dem Gärtnern zu frönen.

Warum ich die Wildkräuter liebe

Als wir vor einigen Jahren von Australien nach Deutschland zurückgekehrt sind, habe ich die heimische Natur mit anderen, dankbaren Augen wahrgenommen. Amors Pfeil traf mich mitten in mein grünes Gärtner-Herz. Und ich fing an, mehr über Wildkräuter zu lernen.

Die Liebe zum wilden Grün wurde um ein Vielfaches größer, als wir unseren Traum – ein Holzhaus aus Blockbohlen und wilder Wiese mit Wiesenschaumkraut & Gundermann in Bayern – kauften. Fast täglich beobachtete ich die ersten zarten Blätter der verschiedenen wilden Pflanzen im Frühling.

Dieser gelebte Traum wurde durch eine neue Lebenssituation beendet. Heute leben wir seit fast zwei Jahren in meiner Heimat, der Sächsischen Schweiz. Und ich genieße erneut die wilden Kostbarkeiten, nun auf unserem Mini-Balkon und kleinen Gartengrundstück.

„Unkraut“, ein Unwort? Ein klares JA zum Ehrentag des Unkrauts!

Die Natur stellt uns die wilden Pflanzen nicht nur kostenlos zur Verfügung, sondern sie schenkt uns dabei auch noch wertvolle Inhalte. Diese gibt es heute in unseren gezüchteten Kulturpflanzen gar nicht (mehr).

Die grünen Freiheitskämpfer trotzen Kälte, Wind und Trockenheit. Das bewundere ich! Sie überleben auch schlimmste Umweltbedingungen und können die Menschheit ernähren, wenn es ums Überleben geht. Wildes Grün hilft aber nicht nur zu überleben.

Wildkräuter sind aus meiner Sicht purer Genuss für alle Sinne. Die bescheidene Schönheit, die erste Gänseblümchen ausstrahlen, sprechen mich als feinfühliger Mensch ästhetisch an. Und wenn ich die ersten Giersch-Blättchen koste, die ein wenig nach Petersilie schmecken, dann hüpft mein Herz.

Der Begriff „Unkraut“ benennt Pflanzen, die sich unerwünscht ausbreiten. Bei mir sind wild wachsende Pflanzen im eigenen Garten willkommen. Daher nutze ich lieber den Begriff „Wildkraut“ für Gänseblümchen und Co. Aber natürlich verbindet jeder Mensch etwas anderes mit diesem wilden Grün.

So helfen Gänseblümchen und Co. deiner Gesundheit

Wildkräuter bieten das ursprüngliche – das Reine, das Pure. Sie haben viel mehr an Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen und Bitterstoffe als vergleichbare Kulturpflanzen.

Neun dieser wilden Kostbarkeiten, gepflückt in unserem Garten, stelle ich dir in dem Artikel vor. Anhand meiner Kräuteruhr siehst du, wie wundervoll die wilden Pflanzen im Frühling aussehen. Du kannst somit die Kräuter besser erkennen und dir vielleicht auch merken.

Am Ende des Artikels, findest du ein Rezept zu einer immunstärkenden und leckeren Suppe im Frühling.

Kräuteruhr mit wilden Pflanzen

Vogelmiere (1 Uhr)

  • weiße Sternblüten
  • stärkt Immunsystem und wirkt regenerierend
  • sehr viele Vitamine und Mineralstoffe (Kieselsäure und Kalium)
  • eines der wohlschmeckendsten Wildkräuter

Pimpinelle (2 Uhr)

  • gefiederte Blätter an langen Blattstielen
  • stärkt die Magen- und Darmschleimhaut
  • reguliert eine gestörte Verdauung und regt den Stoffwechsel an
  • hoher Gehalt an Vitamin C, Bitterstoffe und Eiweiß

Ehrenpreis (3 bis 4 Uhr)

  • blaue Blüten z.B. beim Acker-Ehrenpreis
  • wirkt schleimlösend, harntreibend und beruhigend
  • reich an Vitaminen, Eisen und Bitterstoffe
  • schmeckt leicht bitter und säuerlich

Blutampfer (5 bis 6 Uhr)

  • rot geäderte Blätter
  • reinigt das Blut
  • reich an Vitamin A und C
  • aufgrund der milderen Säure, wird sie besser vertragen als Sauerampfer
  • Vorsicht: Oxalsäure – nur in Maßen essen

Giersch (6 bis 7 Uhr)

  • dreikantiger Stengel, dreigeteilte und gefiederte Blätter
  • wirkt auf den Körper vitalisierend
  • Kalium, Calzium, Magnesium, Kupfer und viele Vitamine
  • lindert allerlei „Zipperleins“
  • Vorsicht vor giftigen Doppelgängern wie gefleckter Schierling und Hundspetersilie

Bärlauch (8 bis 10 Uhr)

  • stärkt das Immunsystem und senkt den Blutdruck
  • weiße Blüten schmackhaft und scharf
  • gesunde Schwefelverbindungen (Knoblauchartiger Geruch)
  • Eisen, Vitamin C, Mangan, Magnesium und die Vitamine B1 und B2
  • Vorsicht vor giftigen Doppelgängern wie Maiglöckchen und Herbstzeitlose

Purpurrote Taubnessel (11 Uhr)

  • wichtig in der Frauenheilkunde
  • auf Mund- und Darmschleimhaut entzündungshemmend
  • bei Atemwegserkrankungen schleimlösend
  • viele Mineralien
  • Vorsicht bei Allergie gegen Lippenblütler

Löwenzahn (12 Uhr)

  • hilft bei Entgiftung und regt den Appetit und Stoffwechsel an
  • entzündungshemmend und harntreibend
  • Bitterstoffe, die es in Kulturpflanzen nicht gibt
  • Vorsicht bei Allergie gegen Korbblütler und Gallensteinleiden

Gänseblümchen (Mitte)

  • auch „Tausendschön“ genannt
  • stärkt das Immunsystem und regt Appetit und Stoffwechsel an
  • wirkt entzündungshemmend
  • Vorsicht bei Allergie gegen Korbblütler, auch nur in Maßen genießen

Ein Rezept zum Ehrentag des Unkrauts

Der Ehrentag des Unkrauts am 28. März fällt 2024 auf den Gründonnerstag. Und was wird an einem Gründonnerstag aus den Schätzen der wilden Natur gekocht?

Genau, eine Gründonnerstagssuppe aus neun Kräutern.

Wilde Kräutersuppe zum Ehrentag des Unkrauts

WARUM 9 KRÄUTER?

Die Anzahl 9 ist eine magische Zahl aus der Vergangenheit der Kelten und Germanen und bei Christen als Heilige Dreifaltigkeit (3 x 3) bekannt.

Die Kräuter wecken deine Lebensgeister und vertreiben deine Frühjahrsmüdigkeit.

Zum Schluss wünsche ich dir, dass du neugierig und offen das andere Grün, das wilde Grün für dich und deinen Alltag entdeckst.

Stell dir vor, du nutzt dieses Jahr als deinen persönlichen Ehrentag des Unkrauts, an dem du startest und mehr darüber lernen möchtest, wie du deine Gesundheit durch Gänseblümchen & Co. stärken kannst.

Stell dir vor, du denkst in ein paar Jahren jedes Jahr besonders an den 28. März, weil du dann nicht mehr den Ehrentag des Unkrauts, sondern den Ehrentag des Wildkrauts in bester Stimmung mit deinen wilden Lieblingsfreiheitskämpfern feierst.

Disclaimer

Pflanzen aus eigener Sammlung dürfen nur bei hundertprozentiger Sicherheit in der Bestimmung verwendet werden. Ich, Maren Thoss, übernehme keine Haftung für die unsachgemäße Verwendung oder deren unsachgemäße Anwendung von Wildkräutern.