Urlaub für Hochsensible-Sommer, der leichtere Teil des Jahres?

Wir sind mitten im Sommer. Für viele von uns der „leichtere“ Teil des Jahres. Denn der Sommer steht für die meisten Deutschen für eine Auszeit von zwei, drei oder manchmal auch mehr Wochen. Der Juli und August sind für die Haupturlaubs- und Reisezeit heilig geblockt.

Ist ein Urlaub für Hochsensible im Sommer auch leichter?

Viele deutsche Urlauber und ausländische Touristen sind dann für längere Zeit unterwegs. Um genau zu sein, übernachteten laut Statistischem Bundesamt letztes Jahr im Juli und August fast 115 Millionen in deutschen Beherbergungsbetrieben (was für ein blödes Wort!).

Im Vordergrund steht dann häufig der Wunsch, etwas Neues zu entdecken und zu erleben. Oder auch die jährliche Reise in den gewohnten Urlaubsort, weil man weiß, dass man sich dort wohl fühlt. Endlich den stressigen Alltag und die Arbeit hinter sich lassen. Das gutmachen, was man in den letzten Wochen nicht geschafft hat, nämlich sich zu entspannen und zu erholen.

Zur Haupturlaubszeit sind die Autobahnen verstopft und öffentliche Verkehrsmittel so wie der Strand an Ost- und Nordsee überfüllt. Überall sind mehr Menschen als sonst lautstark unterwegs. Für mich als introvertierte und hochsensible ein Graus! Daher verbringe ich die sommerlichen Wochen am liebsten daheim und im Garten.

Mein Sommer in der damaligen DDR

Selbst als Kind in der DDR verbrachte ich mit meinen Eltern nie länger als ein paar Tage im sogenannten FDGB-Ferienheim, das Werktätigen durch den Freien Deutschen Gewerkschaftsbund vermittelt wurde. Oft reichten uns schon drei Tage, dann fuhren wir mit einstimmigem Beschluss im 501er-Trabant wieder gen Heimat.

An der sächsischen Landesgrenze jubelten wir unseren eigenen vier Wänden entgegen. Damals befand sich unsere Dreizimmerwohnung im 5-geschossigen Plattenbau (Typ WBS 70), einer typischen „Einheitsplatte“ in der Wohnungsbaufertigung. Menschen mit den verschiedensten Berufen und Einkommen lebten dort im „Luxus“. Jeder sollte sich gleich und solidarisch verbunden fühlen.

Hauptsächlich sehnten wir uns während des Urlaubs in der Fremde nach unserer Datsche im Kleingarten, dem Paradies im Grünen. Dort konnten wir uns fern des Trubels erholen und uns selbst versorgen.

Teilweise mussten wir auch das Erwirtschaftete bei vermeintlichen Ankaufstellen für wenig Geld abgeben, damit unsere Waren im Konsum nebenan für mehr Geld weiter verkauft werden konnten. Dies diente unter anderem dazu, die vorherrschende Mangelwirtschaft auszugleichen, verrückt oder!

Wie war der Sommer Urlaub für mich als Hochsensible nach der Wende?

Nach der Grenzöffnung nutzten wir die neu gewonnene Freiheit und reisten ein paar Mal in den „Westen“ und ins benachbarte Ausland, aber niemals im Sommer. Den verbrachten wir weiterhin im Garten.

Als Zwanzigjährige lebte ich weit weg von Daheeme in Bayern und buchte das erste und letzte Mal einen zweiwöchigen Sommerurlaub. Eine Woche blaue Reise auf dem Segelschiff mit anschließender Woche im Hotel. Mal abgesehen davon, dass ich sehr krank wurde, hatte ich danach nie wieder das Bedürfnis, in den Sommerurlaub fahren zu müssen. Ich vermisste nichts.

Stattdessen fuhren wir viel lieber ein paar Tage im Frühling oder Herbst weg. Da war weniger los, weniger Menschen tummelten sich in Cafés, am Strand oder am Berg. Ich konnte in Ruhe und mit weniger Geräuschen entspannt sitzen.

Sommer dieses Jahr

Auch heute noch fahren meine Eltern kaum weg und schon gar nicht im Sommer. Sie lieben seit Langem ihr wundervolles Wochenendgrundstück in einem heimeligen Dorf mit gewohntem Umfeld, vertrauten Nachbarn und freien Blick auf Wiesen und Feldern. Übrigens auf meiner Startseite sieht man diesen Himmel auf Erden.

Seit letztem Jahr genießen auch wir dieses idyllische Stückchen Land. Nach mehr als 26 Jahren in der Fremde, war wohl die Zeit reif dafür, in meine Heimat nach Pirna zurückzuziehen.

Wir werden daher wie jedes Jahr im Sommer nicht verreisen und die meiste Zeit im Garten verbringen, weil wir wissen, dass es uns beiden guttut. Auf einige Dinge freue ich mich besonders:

  • Selbst gemachten Holunder Spritz mit vielen Eiswürfeln aus der neuen Eiswürfelmaschine zu genießen.
  • Mir die Hacken abzulaufen, um mit der Gießkanne allen Bewohnern im grünen Paradies gerne gerecht zu werden.
  • Mich über die heranwachsenden Früchte von Muttis echten Walnussbaumes zu freuen.
  • Das Hochbeet von unreifen heruntergefallenen Walnüssen abzusammeln und grüne Tinktur oder Likör daraus zu machen.
  • Mit Ginger, unserem behaarten furbaby, mehrmals im Garten zu übernachten.
  • Vom Garten aus über den Feldweg zum Bäcker zu laufen und mich über die frischen Brötchen her zu machen.
  • Um 4 Uhr aufzustehen und zur Bastei in der Sächsischen Schweiz für Fotos zum Sonnenaufgang zu fahren.
  • Abends solange auf der Holzterrasse zu sitzen, bis es tief dunkel ist.
  • Schwimmen zu gehen im nahe gelegnen kleinen Waldbad.
  • Die saftigen Glaskirschen streckend und reckend am elterlichen Baum abzupflücken.
  • Mit Callie, unserem zweiten Fellkind, länger als sonst auf den Balkon zu sitzen, weil sie die Fahrt in den Garten nicht mag.
  • Den Salat, die Kräuter, die Bohnen und die Tomaten vom kleinen Balkon zu ernten.
  • Mit den Eltern, Gartennachbarn und Freunden mehrmals zu grillen und am Feuerchen zu sitzen.

Die gefühlte Leichtigkeit im Sommer

Warum nehmen so viele diese Zeit als leichter im Vergleich zu den restlichen Wochen im Kalender wahr?

Gerade die sommerlichen Temperaturen bringen uns so viel mehr an Leichtigkeit ins eigene Sein. Auch, weil das Leben nun meistens lange draußen stattfindet. Wir verbinden uns über sommerliche Garten- und Geburtstagspartys und beim gemeinsamen Biergartenbesuch sowie beim Kennenlernen von neuen interessanten Menschen, wenn wir im Urlaub ein Stückchen Strand teilen.

Manche Menschen glauben auch, sich unbedingt zum Sommeranfang etwas gönnen zu müssen. Immerhin ist bereits die erste Jahreshälfte geschafft. Der herausfordernde Alltag mit Kind und Kegel wurde gemeistert und Probleme im Job mussten auch noch in letzter Minute vorm Urlaub erledigt werden. Gearbeitet wurde monatelang, teils über die Belastungsgrenze hinaus bis zur Erschöpfung.

Somit ist der Gedanke, sich in den sommerlichen Wochen auf jeden Fall mindestens zwei Wochen Auszeit „verdient“ zu haben, naheliegend. Auch schreit der Körper, endlich mal das zu machen, was in den letzten Monaten viel zu kurz gekommen ist. Sich zu erholen und zu entspannen.

Oftmals sind dann diese Menschen in den ersten Tagen des Urlaubs krank oder die eigenen hohen Erwartungen, dieses und jenes in die freie Zeit hineinzupacken, wurden nicht erfüllt. Enttäuscht fühlen sie sich nach der Auszeit wenig erholt und immer noch kraftlos. Aber das Hamsterrad beginnt von Neuem zu drehen.

3 Tipps für Hochsensible und eine leichtere sommerliche Auszeit

Um den Sommer und die wohl verdiente Auszeit gut zu nutzen, erfährst du hier drei mögliche Tipps:

#1: Gestalte deinen privaten und beruflichen Alltag, so, dass du nicht völlig ausgebrannt bist, sobald der Sommer vor der Tür steht. Schaffe dir bereits im Frühling ein entspannteres Lebensumfeld. Nimm dir mehrmals in der Woche Zeit für dich allein, um durchzuschnaufen und dich deinem bevorzugten Hobby zu widmen. Gerade wenn dich der Stress zu überrollen droht, brauchst du kleine regelmäßige Auszeiten und nicht nur eine einmalige Auszeit. Wenn die Türe dann zum Sommer offen ist, hast du Energie, weitere Herzens-Dinge zu entdecken.

#2: Plane deine sommerliche Auszeit nach deinen (introvertierten) hochsensiblen Bedürfnissen, aber vergiss dabei die Bedürfnisse deiner Familie nicht. Setzt euch gemeinsam zum Beispiel mehrere Monate vor dem Sommerurlaub zusammen, um euch über eure Bedürfnisse klar und ehrlich auszutauschen. Was brauchst du, um wirklich entspannen zu können, was braucht der Rest der Familie. Welche Kompromisse können gefunden werden, damit sich jedes Familienmitglied gesehen und verstanden fühlt. Nach einem unschönen Urlaub ist es vor allem wichtig, noch mal in gemeinsamer Runde zu besprechen, was gut bzw. weniger gut gelaufen ist, um die nächste größere Auszeit zukünftig besser planen zu können. Das fördert den gegenseitigen Respekt, den jeder in der Familie verdient hat.

#3: Passe deine Erwartungen an die tatsächlich verfügbare Urlaubszeit an. Pack zum Beispiel den Urlaubstag nicht zu voll mit den verschiedensten Events. Besser ist es, sich nur ein neues Erlebnis (alleine oder gemeinsam) vorzunehmen und den restlichen Tag davon zu zehren. Das gibt dir Zeit, das Neue emotional zu verarbeiten. Auch großartige Erlebnisse können Stress für introvertierte Hochsensible bedeuten, weil sie auf positive wie auch negative Erfahrungen intensiver als andere reagieren und mehr Zeit brauchen, um diese zu verarbeiten. Sprich zum Beispiel auch in der gemeinsamen Runde vor der ersehnten Auszeit über Erwartungen. Was erwartest du, was erwarten die anderen, um weniger enttäuscht und mehr zufrieden zu sein.

Fazit

Jeder Mensch hat seine eigenen Gedanken und Empfindungen, warum der Sommer so besonders ist und wie er sinnvoll verbracht werden soll. Hochsensible Menschen haben durch ihre besonderen Gaben auch besondere Bedürfnisse, um gestärkt aus den sogenannten schönsten Wochen wieder in den Alltag zurückzukehren.

Willst du mit mir über Herausforderungen in deinem Urlaub für Hochsensible sprechen, dann kontaktiere mich gern. P.S. In meiner Kreativpause von Mitte Juli bis Anfang August bin ich dann mal weg!